Was ist Deutsch?
Zunächst mal eine Sprache, bei der man froh sein kann, wenn sie einem 'in die Wiege gelegt' wurde. Denn Deutsch als Fremdsprache zu lernen, muss sehr, sehr schwer sein. Ich kenne keine andere Sprache, bei der man - mangels schlüssiger Regeln - so viel auswendig lernen muss. Am nächsten kommt dem nach meinem begrenzten Erfahrungshorizont das ebenfalls reichlich unsystematische Französisch. Quatre-vingt-dix-huit statt ninety-eight? Nein danke!
Man mag die deutsche Sprache für die schönste, vielfältigste und mächtigste der Welt halten. Wenn auch nur Briten, Franzosen, Polen und Russen von ihrer Muttersprache dasselbe behaupten, reduziert sich die statistische Wahrscheinlichkeit der Richtigkeit dieser Ansicht schon auf 20%. Da Sprachchauvinismus jedoch weltweit anzutreffen ist, sinkt die Wahrscheinlichkeit bei ca. 120 Sprachen unter 1%! Wenn man Deutsch als die "die Orgel unter den Sprachen" bezeichnet, sollte man bedenken, dass zu einer Orgel u.a. viele Pfeifen gehören ...
Alles in allem dürfte die deutsche Sprache nicht mehr Vor- und Nachteile haben als jede andere auch. Zu den Vorteilen gehören sicher nicht die berüchtigten deutschen Bandwurmwortkonstrukte, die von DeGe als "selbsterklärende" und "eindeutige" Errungenschaften gefeiert werden. Erklären Sie mal einem Ausländer, warum in 'Schadenfreiheitsrabatt' hinter 'Schaden' kein 's' steht, hinter 'Freiheit' aber doch! Key account management ist im übrigen genauso eindeutig wie 'Großkundenbetreuung'. Dass man die Reihenfolge innerhalb deutscher Komposita mit oft sinnfreien Ergebnissen ("Belegungsfehlabgabe"?!?) vertauschen kann, ist ebenfalls nur ein an den Haaren herbeigezogener Scheinvorteil. Pricing power ist auch etwas anderes als power pricing.
DeGe betonen, dass die meisten Anglizismen "unnötig" und "überflüssig" seien. Wohl wahr - aber überflüssig sind neben Synonymen in den allermeisten Fällen auch die deutschen Artikel. Aussage 'Mann beißt Hund' transportiert selbe Information wie 'Ein Mann beißt einen Hund'. Diese Artikel inkl. des dadurch oft redundant ausgedrückten Genus (Geschlechts) erschweren das Erlernen von Deutsch als Fremdsprache enorm. Darauf hat mich eine Russin gebracht, deren Sprache (wie vermutlich auch andere slawische Sprachen) ohne solchen Ballast auskommt. Soll also wirklich alles Überflüssige aus der deutschen Sprache verbannt werden???
Von Ausländern wird Deutsch oft als abgehackt und schroff empfunden - und Deutschsprachige als unhöflich (wie hier bereits bewiesen). Insofern stimmt anscheinend die DeGe-Philosophie, dass Sprache und kulturelle Identität in einer Symbiose von wahrhaft metaphysischen Dimensionen vereint seien - oder so ähnlich ...
Deutsch wird nie den melodischen Wohlklang des Italienischen, die grammatische Einfachheit und Konsequenz des Spanischen und die weltweite Bedeutung des Englischen erreichen. Trotz allem ist Deutsch eine wunderbare Sprache, mit der man viel anstellen kann, wenn man sie denn beherrscht. Man kann sogar Denglisch in sie integrieren, ohne dass das Abendland untergeht!